Władysław Kępiński

Grundbesitzer



Władysław Kępiński ist am 5.11.1877 in Wyborg in Finnland geboren. Seine Eltern waren Ludwik und Maria geb. Naruszewicz. Im Jahr 1903 hat er Jura an der Universität in St. Petersburg absolviert und hat zwei Jahre später vom verstorbenem Jan Kepinski zwei Landgüter in der Nähe von Zywiec in Moszczenica und in Kocierz ad Moszczenica geerbt und übernommen. Etwas später hat er den außergewöhnlichen Architekten Eugeniusz Dabrowa-Dabrowski beauftragt, das Herrenhaus umzubauen. Der Architekt hat daraus eine außergewöhnliche Residenz gemacht, in dem er nicht nur die Außenfassade verändert hat, sondern auch den Innenausbau und selbst die Möbel neu arrangiert hat.

Im Jahr 1912 hat er Maria geb. Zelski geheiratet, die mit ihm fünf Töchter: Irena, Aleksandra, Zofia, Maria und Szczesna zur Welt brachte. Neben den Aktivitäten in der Immobilienverwaltung hat sich Władysław Kępiński für die Verbreitung landwirtschaftlicher Bildung und für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Einwohner eingesetzt. Seit 1907 hat er den Posten des Präsidenten beim lokalen Verband der Landwirtschaftskreise, die später in „Oberkreis der Bauerngesellschaften“ umbenannt wurden, besetzt. Er organisierte verschiedene Bildungskurse, Wettbewerbe für Landwirtschaft, Zucht und Obstzucht sowie viele Ausstellungen. Im Jahr 1926 ist auf Grund seiner Initiative eine landwirtschaftliche Schule in Lodygowice entstanden. Er gründete und leitete viele Jahre den Aufsichtsrat der landwirtschaftlichen Genossenschaft „Siejba“ in Zywiec, und im Jahr 1928 wurde er zum Mitglied des Hauptvorstandes und in die Exekutivabteilung der Landwirtschaftsgesellschaft Małopolska gewählt. Dank seinen Bemühungen ist im Jahr 1931 die Gartenbau-Imkervereinigung in Zywiec entstanden. Władysław Kępiński war Anhänger von der Zusammenführung der übermäßig zerkleinerten Landwirtschaften. Im Jahr 1927 hat er seine Arbeit unter dem Titel: „Zusammenführung als Grundlage der Reform der Agrarwirtschaft“ publiziert. Er war Gründer und Spender des Sitzes sowie der Ausstattung der freiwilligen Feuerwehr. Er war Mitglied der Schützenvereinigung, in der er in den Jahren 1914-1918 als Präsident des Kreises in Wien agierte. Für seine Verdienste ist Władysław Kępiński im Jahr 1937 mit dem Ritterkreuz des Polonia Restituta-Ordens ausgezeichnet worden.

Im Jahr 1934 hat der Marschall Jozef Pilsudski die Residenz in Moszczenica als Ort für seinen fast 1-monatigen Urlaub gewählt. In dieser Zeit sind folgende Persönlichkeiten dort zu Besuch gewesen: der Minister Jozef Beck mit seiner Gattin, die Gewinner der Challenge Leutnant Jerzy Bajan und Gustaw Pokrzywka, Erzherzog Karl Albrecht Habsburg-Lotaryński, Mieczyslaw Fogg und Chor Dana.

Nach dem Ausbruch des II. Weltkrieg hat sich Władysław Kępiński weiterhin um sein Gut gekümmert. Während der Aktion gegen die polnische Intelligenz am 23.04.1940 ist er von den Funktionären der Gestapo festgenommen und nach Dachau abtransportiert worden. Von dort aus ist er später ins Lager in Mauthausen-Gusen verlegt worden. Nach der Inhaftierung ihres Ehemannes hat Maria verschiedene Versuche unternommen um ihn zu befreien. Mehrmals ist sie nach Wien gefahren, um die Familie Habsburg um Hilfe zu bitten. Nach der Festnahme von Wladyslaw ist die Familie ausgesiedelt worden, und das ganze Gut ist von den Deutschen in Beschlag genommen worden.

Als er entlassen wurde, hat er sich zuerst in Zywiec aufgehalten und später in der Umgebung von Miechow. Da er im Lager brutal geschlagen worden ist, hat er sein Gehör verloren. Direkt nach dem Kriegsende wurde er Administrator der staatlichen Landesimmobilien in Jastrowiec in den s.g. wiedereroberten Ländereien. Dort hat er den Radiosender der geheimen deutschen Organisation Werwolf entlarvt und sich Zugang dazu verschafft. In Folge einer durchgeführten Vergeltungsaktion von den Deutschen, ist er schwer verwundet worden und hat ein Bein verloren. Damals ist er nach Krakow umgezogen, wo er dank der Hilfe seitens Kardinal A. Sapieha, bis zum Lebensende eine Wohnung und Pflege im „Dom na Koletkach“ (dt. Haus in Koletki) bekommen hat, welches der Metropolitan Kurie angehörte. Nachdem das Gebäude von den Kommunisten konfisziert wurde, ist er zusammen mit seiner Frau vertrieben worden. Nach seinem Tod im Jahr 1958 wurde er im Familiengrab in Zywiec beigesetzt. Weder er selbst, noch seine Familie hat das von den Deutschen und später von den Kommunisten geraubte Gut zurückbekommen.