Władysław Wierzbicki

Beamter



Er ist am 10.06.1908 in Sielc geboren. Nach dem er die technische Schule absolvierte, war er zunächst arbeitslos. Später fand er eine Stelle im Magistrat in Sosnowiec. In der Zeit um 1939 hat er Eugenia Kołton aus Sosnowiec geheiratet. Seine Frau hat ein Lehrerseminar besucht und später noch die Lehre in der Handelsschule zu absolviert. Nach der Eheschließung hat sie als Erzieherin im Kindergarten gearbeitet. Sie hat auch Kurse für arme Kinder im Gemeinschaftsraum des Kindergartens durchgeführt. In Februar 1933 haben Eugenia und Wladyslaw eine Tochter Namens Barbara bekommen. Die Familie hat damals in der Limanowski Straße 14/89 gewohnt. Die Tochter Barbara erinnert sich: „Wir haben dort mit der ganzen Familie gewohnt. Es waren meine Eltern, Meine Oma mütterlicherseits und ihr Bruder. Es war eine Kolonie, die aus drei Häusern bestand“.

Nach dem Kriegsausbruch am 9.09.1939 hat der erste Präsident der Stadt, Herr Dr. Ludwig Schneider, angekündigt, dass alle Beamte und Arbeiter des dortigen Stadtamts, die ihre Arbeitsstellen behalten haben, weiterhin ihre Dienste leisten sollen.

In dieser Situation hat sich Wladyslaw Wierzbicki zur Arbeit gemeldet. Am 15. April 1940 um 8:12 Uhr sind vor das Haus des Magistrats in Sosnowiec, wo der damalige Präsident der Stadt, Josef Schönwälder, amtierte, 2 Busse mit Funktionären der SS eingefahren. Sie haben das Rathaus umstellt und alle Eingänge sowie Ausgänge blockiert. Einige der Funktionäre sind ins Rathaus eingetreten, und in die 1. Etage gegangen, wo sich die Finanzabteilung befand. Dort haben sie 26 polnische Mitarbeiter aufgerufen. Nach der zweimaligen Kontrolle der Personalien und dem inzwischen bekannten Spruch „raus!“ sind die 26 Mitarbeiter unter Begleitung von schussbereiten Waffen in die Fahrzeuge gebracht worden. Alle festgenommenen Personen sind zum „Polizei Ersatz Gefängnis” gefahren worden (…) – wie Arkadiusz Cieślik zu Protokoll gab.

Das Übergangslager, wo die festgenommenen Personen ca. 6 Wochen festgehalten worden sind, befand sich in der ehemaligen Schoen Fabrik in Sosnowiec bei der 1. Mai Straße. In dieser Zeit sind sie von den Funktionären der Gestapo vernommen worden. Wir sind in der Zelle durch ein Spalier der Gestapo Funktionären gejagt worden, wo wir währenddessen mit verschiedenen Werkzeugen geschlagen worden sind. Wir sind in einen großen Raum, welcher mit Stacheldraht umzäunt war, getrieben worden. Dort habe ich mehrere Menschen mit dem Gesicht zum Boden liegend gesehen. Sie haben sich nicht berührt. Es hat den Eindruck auf mich erweckt, dass dort Leichen liegen würden (…) – hat Stanislaw Goibiona zu Protokoll gegeben.

An einem regnerischen Vormittag des 26. Mai 1940, sind wir gesammelt worden und in einer Gruppe von ca. 1000 Gefangenen unter Begleitung von schussbereiten Wachen der SS durch die leeren Straßen der Stadt zum Bahnhof getrieben worden. Wir sind in die Waggons eingestiegen, wo wir Sitz- und Stehplätze eingenommen haben. Wir durften uns den Fenstern nicht näheren. Nach ca. 24 Stunden Fahrt sind wir in Dachau ausgestiegen, wo wir unter großen Lärm, welcher durch die Schüsse aus den Feuerwaffen der Wachen und dem Bellen der Hunde entstand, ins Konzentrationslager gejagt worden sind – hat Arkadiusz Cieślik gesagt.

Aus der Korrespondenz, welche Władysław Wierzbicki aus dem KZ Dachau am 13.07.1940 gesendet hat, kommt hervor, dass er sich im Block 16 befand und die Lagernummer 12782 trug. Liebe Frau und Tochter! Ich bin daran interessiert, wie es euch geht und ob ihr gesund seid. Ich bin gesund und fühle mich gut (…) Bitte schreibet mir, so schnell wie möglich – jedoch nur auf Deutsch (…) hat er in einem Brief aus dem KZ Dachau geschrieben. Seine Tochter Barbara erinnert sich: (…) im Jahr 1943 hat meine Mama eine Benachrichtigung über den Tod meines Vaters aus dem Lager in Mau­ thau­ sen-Gu­ sen bekommen. Schon nach dem Krieg hat Mama von einem Mithäftling im Verband der ehemaligen politischen Häftlinge erfahren, dass Vater von der Arbeit im Steinbruch sehr erschöpft gewesen ist. Ein Sanitäter hat ihm die Möglichkeit geschaffen, zur Krankenstation zu gehen, wo er mit einer Benzinspritze getötet worden ist. Auf dem Ausstellungstaffel von oben: