Sel. Emil Szramek

Geistlicher



Er ist am 29.09.1887 in Tworkow bei Ratibor geboren. Er hat die Grundschule und das Gymnasium in Ratibor besucht. Das theologische Studium hat er in den Jahren 1907–1911 an der Universität in Breslau absolviert. Von den Händen des Metropolitankirchen Kardinals von Breslau, Georg Kopp, hat er die priesterliche Weihe am 22.06.1911 erhalten und hat als Vikar den pastoralen Dienst bei der Gemeinde in Miechowice angetreten. Dort hat er die Werke des Pfarrers Norbert Bonczyk, der als Schriftsteller und Anhänger des Polentums in Oberschlesien votiert hat, kennengelernt. Seine nächste Aufgabe war die Gemeinde in Tychy, wo er mit dem Pfarrer Jan Kapica zusammengearbeitet hat. Pf. Jan Kapica war Politiker, Abgeordneter im preußischen Parlament, und nach dem ersten Weltkrieg Vorsitzender des Polnischen Plebiszits Komitee für den Kreis Pszczyna gewesen. Im Jahr 1916 verteidigte er seine Doktorarbeit, die der Stiftskirche des Heiligen Kreuzes in Oppeln gewidmet war. Er war Mitgründer der schlesischen Bildungsgesellschaft des hl. Jacek und Chefredakteur der von der Gesellschaft veröffentlichen Zeitschrift „Glosy z nad Odry“ (dt. Die Stimmen an der Oder) gewesen. Seine nächsten pastoralen Dienststellen waren in Zaborze (heutiger Stadtteil von Zabrze) und in Mikolow.

Nach der Entstehung der Apostolischen Administration in Oberschlesien ist er durch Bischof August Hlond zum Kanzler der Kurie einberufen worden, und nach der Entstehung der Katowice Diözese war er Mitglied der Zusammensetzung der Mitglieder des Domkapitels. Im Jahr 1926 hat Papst Pius XI dem Pfarrer Emil Szramek die Pfarrei der unbefleckten Befruchtung der Heiligen Maria in Katowice anvertraut. Wie Erzbischof Damian Zimonnach Jahren berichtete: Die Marien Pfarrei hat nicht zu den einfachsten Pfarreien gehört. In den Großstädten Oberschlesiens waren deutsche Elemente, als Effekt der ein paar jahrhundertandauernder Zugehörigkeit des Landes zu Deutschland, sehr deutlich zu erkennen. Der neu ernannte Pfarrer musste so die Seelsorge Arbeit führen, dass einerseits die polnisch sprachigen Gläubigen bei sich zu halten – und gleichzeitig das Vertrauen der deutschen Katholiken nicht zu verlieren. Denn auf Grund der Genever Konvention hat es dort parallele Seelsorge, d.h. auch in deutscher Sprache, gegeben (…) Er besaß auch die Fähigkeit die Streitigkeiten zwischen den gebürtigen Schlesiern und den Zuwanderern aus anderen Provinzen Polens zu lindern. Neben der Arbeit der Seelsorge hat er seine wissenschaftliche Arbeit fortgesetzt. Er hat auch seine biografischen Arbeiten über den Pf. Jan Jan Kapica, Pf. Norbart Bonczyk und Pf. Konstanty Damroth veröffentlicht. Er interessierte sich auch für die schlesische Folklore und Schlesien als kulturelle Grenzregion. Im Jahr 1934 ist seine Arbeit in Katowice unter dem Titel: „Śląsk jako problem socjologiczny: próba analizy“ (dt. Schlesien als soziologisches Problem. Versuch der Analyse) erschienen. Er war einer der Initiatoren der Entstehung der Schlesischen Bibliothek. Ab dem Jahr 1927 hatte er die Funktion des Präsidenten der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaft in Schlesien inne, wo er als Redakteur der Jahreshefte agierte. Der Bischof von Katowice Arkadiusz Lisiecki hat ihn ab dem Jahr 1927 mit der Organisation des Baues des Domes in Katowice beauftragt. Er war bibliophil und hat eine große Büchersammlung gehabt. Als Kunstliebhaber hat er sich bemüht die Inneneinrichtung der Marienkirche mit den Kunstwerken von hervorragenden Schöpfern wie z.B. Jozef Unierzyski oder Adam Bunsch auszustatten.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und dem Eingliedern von Katowice zum Deutschen Reich in Herbst 1939 hat er ein Predigtverbot und die Anordnung zum Verlassen der Gemeinde erhalten. Gegen diese Anordnung hat er Klage eingereicht, die anfangs anerkannt wurde. Jedoch wurde er am 6.02.1940 informiert, dass er nach Krakow ausgesiedelt werden wird. Gegen diese Anordnung hat er ebenso Klage beim Minister für kirchliche Angelegenheiten des III. Reiches und beim Chef der Gestapo Heinrich Müller eingereicht. Unerwartet wurde er am 8.04.1940 durch Funktionäre der Gestapo angehalten. Sie haben ihm noch erlaubt die Kirche für ein kurzes Gebet aufzusuchen. Nach dem Verlassen der Kirche und beim Einsteigen ins Auto haben zwei deutsche Frauen, als sie ihn gesehen haben, angefangen zu spucken. Während der Hausdurchsuchung habe Major Thomas von SD [Sicherheitsdienst], der spätere Direktor vom Gefängnis in Myslowice (…) gesagt: „Szramek wird nie wiederkommen“. – hat der Küster Josef Steindor berichtet. Aus dem Gefängnis in Katowice ist Pf. Szramek am 9.04.1940 nach Dachau gekommen.

Man hat alles Mögliche versucht, um den Pfarrer zu befreien. Wie es sich nach dem Krieg herausgestellte, stand der Name des Pfarrers Emil Szramek in dem Sonderfahndungsbuch Polen. In Dezember 1941 hat der Chef der Gestapo in Katowice, der SS-Standartenführer Rudolf Mildner, seine Ablehnung der Befreiung mit dem Zitat von Bischof Adamski über den Pf. Szramek begründet: In der Wartezeit auf die Wiederauferstehung Polens hat er sich bemüht Oberschlesien auf diesen Moment vorzubereiten. Er hat alles Mögliche getan, um hier das Polentum zu erhalten. Er hat die ganze Zeit seines Lebens der Volksbildung und der polnischen Literatur gewidmet. Mehrere Konflikte mit den preußischen Ämtern gehabt. (…) In der Zeit des ersten Schlesischen Aufstands ist er wegen Sympathie gegenüber den Aufständischen festgenommen worden. (…) Im Jahr 1922 ist er in Pyskowice von den Sturmtrupplern überfallen worden, die ihn als „Aufständischen aus Mikolow“ angenommen und bis zum Bewusstseinsverlust geschlagen haben. Aus dem Lager in Dachau ist er am 25.05.1940 zum Nebenlager in Mauthausen-Gusen abtransportiert worden und dann erneut am 8.12.1940 zurück nach Dachau verfrachtet worden, wo er am 13.01.1941, mit eiskaltem Wasser begossen und anschließend über längere Zeit draußen gelassen worden war. Dabei ist er ums Leben gekommen. Im Jahr 1999 hat Papst Johannes Paul der II. 108. Märtyrer des Zweiten Weltkriegs seliggesprochen, darunter den Pfarrer Emil Szramek.