Henryk Sławik

Journalist, sozialer Aktivist



Er ist am 15.07.1894 in Szeroka, einem heutigen Stadtteil von Jastrzebie Zdroj geboren. Nach dem Beenden der Volksschule war er als Sozialarbeiter tätig. Im Jahr 1914 wurde er in die preußische Armee einberufen, und ist daraufhin in russische Gefangenschaft geraten. Im Dezember 1918 ist er nach Oberschlesien zurückgekehrt. Er war Mitglied der PPS (Polnische Sozialistische Partei). Er ist der Polnischen Militärorganisation Oberschlesiens (POW) beigetreten. Er hat an dem I. Schlesischen Aufstand teilgenommen. Nach dem Absolvieren des POW-Kurses ist er Entsandter des PPS-Leiters der Organisationsarbeit und Plebiszit Referent für den Kreis Kozle (Kosel) gewesen. Er war an den konspirativen Aktivitäten beteiligt. Während des II. Schlesischen Aufstandes hat er bei den Aktionen gegen die Sicherheitspolizei teilgenommen. Er hat die Plebiszit Aktivitäten in den Kreisen Rybnik und Pszczyna geführt. Beim III. Schlesischem Aufstand hat er an der Mobilisation des Wodzisław-Regimentes mitgewirkt. In der Exekutivabteilung der obersten Regierungsbehörde fungierte er als Presselink im militärischen Bereich. Für seine Aktivitäten in der Zeit der Aufstände und Plebiszit ist er mit dem Schlesischen Band der Tapferkeit und Verdienste und dem Kreuz der Unabhängigkeit ausgezeichnet worden.

Seit dem Jahr 1920 hat er mit der Zeitung „Gazeta Robotnicza“ zusammen gearbeitet. Er hat die weiteren Stufen seiner Kariere erklommen – vom Mitarbeiter bis zum Chefredakteur. Den letzten Posten hat er bis zum Ausbruch des Krieges ausgeführt. Im Jahr 1934 ist er Mitglied vom Oberstem Rat der PPS geworden. In den Jahren 1928 – 1930 war er Ratsherr der Stadt Katowice. Im Jahr 1929 war Sławik als Entsandter der PPS im schlesischen Landesrat tätig.

Am 14. Juli 1928 hat Henryk Sławik Jadwiga Purzycka geheiratet. Nach zwei Jahren ist ihre Tochter Krystyna zur Welt gekommen.

Im August 1939 hat er seine Familie zu den Schwiegereltern nach Warszawa geschickt. In Furcht vor den Deutschen hat er Katowice verlassen. Sein Name tauchte in dem Sonderfahndungsbuch Polen mit dem Bemerk, dass er der Geheimen Staatspolizeiamt ausgehändigt werden soll, auf. In den letzten Septembertagen ist es ihm gelungen nach Ungarn durchzudringen, wo er sich in dem Lager für Fluchtlinge aufgehalten hat. In diesem Lager hat er Jozsef Antall getroffen. Durch ihn ist er zum Präsidenten des Bürgerkomitees zur Betreuung der polnischen Flüchtlinge in Ungarn geworden. Zu den Aufgaben des Komitees gehörte die Koordination der Betreuung der polnischen Fluchtlinge sowie Injizieren und Instandhaltung der polnischen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Organisationen. In Zusammenarbeit mit Jozsef Antall hat er an der Organisation des polnischen Schulwesens teilgenommen. Er hat eine wichtige Rolle bei der Entsendung der Polen zu den polnischen Streitkräften in Frankreich gespielt. Sławik stand bis zum März 1944 an der Spitze des Bürgerkomitees. D.h. bis zum Überfall Ungarns durch Deutschland.

Seit Beginn des Jahres 1940 bis zum Jahr 1944 ist es dank Henryk Sławik und Jozsef Antall gelungen mindestens 5.000 polnische Juden zu retten. Ende 1943 sind seine Frau und seine Tochter aus Warszawa nach Budapest gekommen. Obwohl sie die Möglichkeit gehabt haben in die Schweiz auszureisen, hat Sławik beschlossen in Ungarn zu bleiben. Er behauptete, er könne die Menschen, die auf den Schutz des Komitees angewiesen sind, nicht im Stich lassen. Nach dem Einmarsch der deutschen Einheiten in Ungarn wurde seine Frau verhaftet. Sie ist in dem Konzentrationslager Ravensbrück gewesen.

Im Juli 1944 fielen Sławik und Antall in die Hände der Gestapo. Die Deutschen haben ein reiches Dossier über die Aktivitäten Sławiks gehabt. Sie haben ihn verhört, und wollten dabei von ihm ein belastendes Zeugnis über Antall erhalten. Slawik hat die gesamte Verantwortung auf sich genommen. Antall erinnerte sich: Sein Gesicht und Kopf waren von den Schlägen voller Blut. Aber in seinen Augen strahlte Entschlossenheit. Er hat mich mit freundschaftlicher Hingabe angeschaut. Er hat sich sofort aufgebaut und gesagt: „Ich wiederspreche – im Namen des internationalen Rechtes, Moralen und Gerechtigkeit. Ihr sollt Ihn nicht belasten. (…) Von Svabhegy (Haft der Gestapo) sind wir wieder zurück zum Arrest gefahren. Während der Reise saßen wir nebeneinander in einem dunklen Auto. Ich habe seine Hand gesucht, um ihn für die Rettung meines Lebens danken. Mit einem Händedruck hat er mir geflüstert – „So zahlt Polen“. [Zit. H.T. Csorba, Ziemia węgierska azylem. – dt. Asyl auf dem ungarischen Boden]

Henryk Slawik wurde am 23. August 1944 in dem Konzentrationslager Mauthausen-Gusen erhängt. Jozsef Antall, dem die Deutschen nichts nachweisen konnten, ist entlassen worden. Nach dem Krieg hat er die Tochter Slawiks, die in der Nähe von Balaton gelebt hat, wiedergefunden. Die Haft im Lager hat auch die Ehefrau von Slawik überlebt. Mutter und Tochter haben um Sommer 1945 wieder zusammen gefunden. Am 06.11.1990 ist Henryk Sławik posthum mit der Medaille „Ein Gerechter unter den Völkern“ vom Institut Yad Vashem geehrt worden. Im Jahr 2010 ist Henryk Sławik vom polnischen Präsidenten Lech Kaczynski mit dem Orden des Weissen Adlers ausgezeichnet worden.