Bolesław Kardoliński

Drogerieinhaber, ein sozialer Aktivist



Er ist am 7.10.1880 in Torun geboren. Er war der Sohn eines Mitwirkenden des Januar Aufstandes aus dem Jahr 1863 gewesen. Nach dem Erreichen der Mittleren Reife ist er im Jahre 1903 nach Oberschlesien umgezogen. Ein Jahr später hat er seine erste Drogerie in Szopienice eröffnet. In den Folgejahren hat er eine weitere Drogerie in Gleiwitz eröffnet und Wiktoria geb. Horoba geheiratet. Sie haben drei gemeinsame Kinder gehabt: Leokadia, Irena und Bronislaw. In der Zeit des ersten Weltkriegs ist er in die preußische Armee einberufen worden. Nach Kriegsende war er, unabhängig von den beruflichen Tätigkeiten, auf sozialpolitischer Ebene während der Plebiszit Vorbereitungen aktiv. Er hat agitiert. Er hat die Funktion des Vorsitzenden des Plebiszits Komitee gehabt. Während der Schlesischen Aufstände hat er den Aufständischen kostenlose Medikamente und Verbandmaterialien zur Verfügung gestellt. In dem III. Schlesischen Aufstand hat er mit der Waffe als Obergefreiter in der 6. Kompanie II. Bataillon des 16. Infanterie Regiment gekämpft. Für seine Verdienste ist er mit dem Kreuz für Verdienste und Mut mit dem schlesischen Band des I. Grades sowie dem Oberschlesischem Stern ausgezeichnet worden.

Aus Grund der Schikanen durch die Deutschen ist Boleslaw Kardolinski gezwungen gewesen seine Drogerie zu verwerfen und aus Gleiwitz auszuziehen, von wo aus er im Jahr 1922 nach Wirek Nowa Wies umgezogen ist. Dort hat er bald eine Drogerie der hl. Barbara eröffnet hat. Laut der deutsch-polnischen Konvention über Oberschlesien vom 5. Mai 1922 Kardolinski Boleslaw Zygmunt (zwei Vornamen), geboren am 7. Oktober 1880 in Torun, von Beruf: Inhaber einer Drogerie, wohnhaft in Wirek in der 3. Mai Straße Nummer 9, durch die schriftliche Erklärung vom 12. Juli 1924 im Landratsamt in Katowice hat er sich für die polnische Staatsangehörigkeit entschieden und in Folge dessen wurde ihm an diesem Datum die polnische Staatsbürgerschaft zugeteilt. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Wiktoria, hat er zum zweiten Mal geheiratet. Zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Antonia, brachten sie 2 Kinder zur Welt: Halina und Czeslaw. Im Moment des Ausbruchs des II. Weltkriegs ist er wegen auf Grund seines Alters nicht zum Dienst einberufen worden und hat weiterhin seine Drogerie geführt.

Am 3. Mai 1940 gegen 06:00 Uhr morgens sind zwei Funktionäre der Gestapo mit dem Auto zu uns gekommen. Anfangs wollten sie meinen Vater inhaftieren. Ihnen wurde schnell bewusst, dass es sich bei ihm um eine ältere Person handelt. Die Gestapo Funktionäre haben eine Namenliste der Personen, die zur Inhaftierung bestimmt waren, dabeigehabt. Sie haben ihn mitgenommen ohne jemandem zu sagen, weswegen und wohin er mitgenommen wird. Nach seiner Inhaftierung haben die Deutschen die von ihm geführte Drogerie geschlossen. Deswegen ist die Familie ohne finanzielle Mittel zum Leben geblieben – erinnerte sich der Enkel Boleslaw Kardolinski. Nach einiger Zeit hat die Familie einen Brief mit der Information bekommen, dass er in dem Konzentrationslager Dachau inhaftiert ist. Ein paar Monate später wurde Antonina Kardolinska zur Gestapo in Katowice gerufen, wo ihr ein Schreiben vom Kommandanten des Lagers in Mauthausen ausgehändigt worden ist. In diesem stand, dass ihr Mann Boleslaw am 13.12.1940 um 09:20 Uhr gestorben ist. Einige Zeit später hat sie ein Paket mit den persönlichen Sachen ihres Mannes inkl. das Eheringes bekommen.

Schon nach dem Krieg hat sich Herr Roman Laudowicz– der Inhaber der Drogerie in Zabrze-Zaborze – mit der Familie getroffen. Laudowicz ist in der gleichen Zeit wie Boleslaw Kardolinski in dem KL Mauthausen-Gusen inhaftiert gewesen. Wie aus seinem Bericht hervorgeht, hat sich Boleslaw Kardolinski schlecht gefühlt und ist deshalb zum Lagerarzt gegangen. Kurz danach, anscheinend am 13. Dezember 1940 ist er während des Appels von den Deutschen aufgerufen worden. Ihm wurde mitgeteilt, dass sie für ihn ein Medikament haben. Er wurde mit den Strahlen von kaltem Wasser begossen und ist anschließend für ein paar Stunden bei Frosttemperaturen dagelassen worden. Als er sein Bewusstsein verlor, wurde er zum Krematorium getragen. Dort angekommen haben die Deutschen, dem Umstand zum Trotz, dass er noch am Leben war, befohlen ihn in den brennenden Ofen zu werfen.